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Interview mit Captain Roman Popp: «Wir haben ein geiles Team»

Der 33-jährige Roman Popp führt die 1. Mannschaft des SC Herisau seit neun Jahren als Kapitän an. Im Interview erzählt er, warum er auch nach elf Saisons beim SCH noch Bock aufs Eis hat, wann er in der Garderobe laut wird und was er dem Team diese Saison zutraut.  
 
Hallo Roman, wann standest du zum ersten Mal auf dem Eis?
Da war ich 3 oder 4 Jahre alt. Meine älteren Brüder spielten Eishockey im Lerchenfeld - das hat natürlich mein Interesse geweckt.  
 
Deine Familie zog in deiner Jugend nach Herisau. Deine aktive Eishockey-Zeit hast du fast komplett beim SCH gespielt - heuer die elfte Saison. Wie findest du immer noch die Zeit?
Nach all den Jahren ist das Eishockey Teil meines Lebensrhythmus geworden: drei Trainings, ein Spiel, das gehört einfach dazu. Zum Glück kann ich mir meine Arbeit ziemlich selbständig einteilen, das hilft.  
 
Als Kapitän motivierst du die Mannschaft nicht nur bei den Spielen, sondern auch bei den Trainings. Bist du selbst nie «uf de Schnorre»?
Natürlich, aber das müssen die anderen ja nicht merken (lacht). Klar, auch ich habe mal einen schlechten Tag. Und manchmal muss man sich schon einen Tritt geben, um ins Training zu fahren. Aber wenn ich mal hier bin, die Jungs sehe, etwas quatsche - und spätestens, wenn ich auf dem Eis stehe - bin ich wieder happy. Egal, was vorher war.  
 
Liegt es an der Mannschaft, dass du noch dabei bist?
100 Prozent. Wir haben einfach ein geiles Team mit einem super Zusammenhalt. Bei anderen Clubs würden wir vielleicht etwas verdienen - aber darum geht es uns nicht. Wir haben einfach Bock auf Eishockey und wollen als Mannschaft etwas reissen.  
 
Und wie lange bleibst du noch?
Schwierig zu sagen. Aktuell denke ich nicht ans Aufhören. Aber in unserem Team gibt es einen «alten» und einen «jungen» Kern. Gut möglich, dass es irgendwann zu einer Welle von Austritten bei den Älteren kommt. Dann würde ich mir einen Rückzug auch überlegen.  
 
Du bis seit 9 Jahren Kapitän. Kommst du mit den «jungen Wilden» noch klar?
Bis jetzt hören sie noch auf mich (lacht). Aber der Umgang hat sich schon geändert. Früher war die teaminterne Hierarchie noch viel klarer. Die «Neuen» hatten diverse Ämtli zu erledigen und wurden auch mal hochgenommen. Heute muss man das mit etwas mehr Feingefühl angehen. Trotzdem: Mein Wort hat noch Gewicht.    
Wirst du auch mal laut?
Das gehört dazu. Manchmal muss man in der Garderobe ein bisschen ausrasten. Wer mich kennt weiss, dass ich dafür eigentlich nicht der Typ bin. Aber das ist Teil der Aufgabe eines Kapitäns.  
 
Wann braucht es das?
Wenn die Mannschaft zu träge ist. Oder wenn im Spiel etwas, das wir in den Trainings zuvor intensiv geübt hatten, wieder nicht umgesetzt wird. Dann muss ich die Jungs etwas wachrütteln. Aber man darf sich auch nicht überschätzen: Viele Faktoren beeinflussen die Spielqualität. Und wer zu oft in der Garderobe rumbrüllt, der bewirkt irgendwann überhaupt nichts mehr.  
 
Die vergangene Saison fand wegen Corona sozusagen nicht statt. Wie wertvoll ist dieser Saisonstart?
Der ist natürlich Gold wert! 2020/2021 war eine Katastrophe. Wir waren ständig auf Nadeln: Dürfen wir trainieren? Gibt es noch Spiele? Ist vielleicht jemand krank? Müssen wir in Quarantäne? Das hat an uns allen genagt. Jetzt sind wir alle geimpft und das Ganze ist kein Thema mehr.  
 
Wie zufrieden bist du mit dem Start heuer?
In Anbetracht der vergangenen Saison, des neuen Trainers und des teilweise noch jungen Teams war der Start top. Insbesondere bei den Heimspielen waren die Leistungen super. Aber natürlich gibt es auch Abende, mit denen ich nicht zufrieden bin. Zum Beispiel das Startspiel, das wir unnötigerweise verloren haben. Das ist eine unserer grossen Schwächen: Wir passen uns zu sehr dem Niveau des Gegners an. Deshalb gewinnen wir auch nie mit einigen Goals Vorsprung: Wir müssen es immer noch spannend machen.  
 
Stimmt. Aber das passiert auch den besten Teams der grossen Ligen.
Das ist wahr. Ich vermute, so ganz kann man das nie abschütteln. Aber wir dürften schon noch ein bisschen gnadenloser sein (lacht).  
 
Wie wichtig sind Zuschauer bei den Heimspielen?
Sehr wichtig. Wenn ich weiss, dass jemand von meiner Familie, die Freundin oder ein Bekannter zuschaut, will ich auch etwas zeigen. Deshalb wären wieder mehr Zuschauer natürlich auch klasse - mehr Menschen, mehr Stimmung. Aber hier Zuhause zu spielen, hat auch anderer Vorteile: Wir fühlen uns wohl, finden alles sofort, man muss nicht hin- und zurückfahren etc.  
 
Du hast schon viele Saisonstarts erlebt. Was sagt dein Gefühl: Was ist dieses Mal für den SCH möglich?
Viel! Ich bin sehr positiv eingestellt. Obwohl schon früh einige Spieler - insbesondere in der Verteidigung - wegen Verletzungen ausfielen, haben wir sehr gut harmoniert. Unsere Stärke liegt in der Unberechenbarkeit: Alle vier Linien sind offensiv gefährlich und können auch Tore schiessen. Wenn wir das defensive Spiel noch etwas verbessern, ist viel möglich. Und klar: Die Playoffs will man natürlich immer erreichen. Aber dann will man sie auch gewinnen.  
 
Noch eine Frage zur Zukunft. Du hast es bereits angesprochen: Beim SCH bekommen die Spieler der 1. Mannschaft bloss eine Materialentschädigung. Ist das nachhaltig? Wird man so treue Seelen wie dich immer finden?
Gute Frage. Und schwierig. Die Unterschiede bei den Spielergehältern sind halt schon happig. Es gibt einige in der Liga, die bekommen mehrere 10‘000 Franken. Das wissen die Jungs natürlich auch. Ich bin aber der Meinung, das Geld allein macht es nicht aus. Wenn man den Teamgeist erhalten kann und die Mannschaft auch kameradschaftlich funktioniert, dann ist dieses Modell sicher zukunftsfähig. Aber dafür braucht es viel Engagement des Vereins - das Konkurrenzangebot ist mittlerweile einfach riesig. Und kaum jemand hat noch Zeit.
 
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«Fünf Kurze»  
 
Wer wird heuer NLA-Meister?
So ausgeglichen war es lange nicht mehr. Schön wäre mal jemand anders als Bern, Davos oder Zürich. Ich sage mal Fribourg.  
 
Dein Lieblingsstadion?
Die Resega in Lugano.  
 
Dein Lieblingsspieler?
Pawel Dazjuk. Der Typ war einfach krass. Und natürlich mein Kumpel Timo Meier bei den «Sharks».  
 
Was fehlt bei eurem Stadion in Herisau?
Ein Billard-, Dart- und Gesellschaftsraum für das Team - und vielleicht auch für die Fans. Und natürlich ein exklusiver Spa-Bereich mit Whirlpool etc. (lacht)  
 
Wenn nicht Eishockey, welchen Sport hättest du gewählt?
Fussball. Ich bin Mitglied des Plausch-Clubs «1. FC Sautrupp»